Kultur und Wein

Das beschauliche Magazin


 

 

Mogersdorf, stilles Zentrum eines friedlichen Europas

Von der Türkenschlacht

zum Friedensweg

Am 1. August 1664 wurde bei St. Gotthard-Mogersdorf ein gewaltiges türkisches Heer von kaiserlichen Truppen in einer entscheidenden Schlacht besiegt. Der Friede war jedoch nicht von großer Dauer. Die dünn besiedelte Gegend war vorher und nachher Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen. Nicht zufällig verläuft  noch immer zwischen den Orten St. Gotthard und Mogersdorf die Staatsgrenze.

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g.o.: Kapelle und Kreuz der "Gedenkstätte Schlösslberg"

o.: Station auf dem Friedensweg Mogersdorf

r.o.l. &. r.: Bronzetafeln von Rudol Kedl an der Tür der Schlösslbergkapelle

r.u.&.l.u.r.: Ausstellungsstücke im Gedenkraum 1664 (Kreuzstadelmuseum)

Im Laufe der Jahre entstanden auf dem Schlösslberg, angeregt durch den 1966 gegründeten Verein, ein Museum, die dazu gehörende Gastronomie, ein International Kulturhistorisches Symposion und zuletzt im Dreiländer Naturpark Raab ein Friedensweg.

Für das Museum wurde ein verfallener, Stroh gedeckter Kreuzstadel aus dem Ort auf den Schlösslberg transferiert. Nach bescheidenen Anfängen wird dort mittlerweile in einem Gedenkraum multimedial (die großartige DVD ist im Museum und in der Gemeinde Mogersdorf erhältlich) über die Schlacht von 1664 erzählt.

Bei der Kapelle nimmt auch der Friedensweg Mogersdorf seinen Ausgang. Er führt unter anderem zum einzigen Kriegerdenkmal Mitteleuropas, das ausdrücklich den Opfern auf beiden Seiten der Schlacht gewidmet ist.

Erst heute, mehr als 300 Jahre nach diesem historischen Ereignis, kann man vorsichtig von Frieden sprechen und von einem grenzenlosen Europa. Für die Gemeinde Mogersdorf war bereits das Jahr 1964 und die damit verbundenen Gedenken an die Schlacht der Auslöser, sich als Ort des Friedens zu präsentieren.

Gerhard Granitz ist Obmann des Schlösslvereines Mogersdorf und führt in dieser Funktion die damals eingeleiteten Aktivitäten fort. Er erinnert sich: „Am Schlösslberg stand eine gotische Kapelle, die im Zweiten Weltkrieg zerschossen wurde. Anlässlich der Gedenkfeiern zur Türkenschlacht wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, um diese Stätte neu zu gestalten. Gewonnen hat sie Ottokar Uhl.“ Gebaut wurde eine moderne Kapelle mit einem riesigen Betonkreuz daneben. „In der Bevölkerung nicht unumstritten“, weiß Granitz, „aber dadurch haben wir ein einzigartiges Kulturdenkmal.“

Ein Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg veranschaulicht auf drastische Weise, wie kurz erst der Friede dauert.

Granitz führt aufbauend auf Berichte aus dem Weltkrieg eine Art Chronik der kriegerischen Ereignisse, die er durch die berührenden Erinnerungen eines einfachen Soldaten erweitern konnte. Er hatte den alten Herren aus Deutschland auf dem Schlösslberg getroffen. Granitz hörte ihm zu und konnte ihn bewegen, seine Erinnerungen an einen tragischen Vorfall, bei dem dieser einen eigenen Kameraden erschossen hatte, aufzuschreiben und damit, ganz im Sinne des Friedensweges, auch die Schuld aus diesen Tagen los zu werden.

 

 

Auswanderermuseum in Güssing

 

 

Ein starker Glaube

und zwei fleißige Hände

Güssing ist die Stadt der Auslandsburgenländer. Sie alle haben ein neues Zuhause gefunden, viele von ihnen in Amerika, und trotzdem, noch in der zweiten und dritten Generation haben sie sich nicht von ihrer alten Heimat getrennt. Dass die Verbindung lebendig bleibt, dafür sorgt die Burgenländische Gemeinschaft unter Prof. Dr. Walter Dujmovits, die unter anderem regelmäßig das gut besuchte Picnic, ein Treffen der Auslandsburgenländer, organisiert; heuer übrigens zum 50. Mal.

...nach Amerika eini g´fahrn

 

Der Ort für das Jubiläums-Picnic hätte nicht besser gewählt werden können: Das Weinmuseum Moschendorf. Dort wird mit alten Wohnhäusern und mit Stroh gedeckten Kellern das Andenken an genau jene Zeit wach gehalten, in der die Vorfahren der heutigen Auslandsburgenländer jenseits des Ozeans ihr Glück gesucht und großteils auch gefunden haben, „nach Amerika eini g´fahrn sind“, wie die Südburgenländer sagen.

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Die Wandtafeln in der Ausstellung des Museums wurden mit freundlicher Genehmigung der Burgenländischen Gemeinschaft zum ausschließlichen Gebrauch für diesen Artikel fotografiert.

In der alten Hofmühle der Grafen Batthyány in Güssing hat sich die Burgenländische Gemeinschaft ein eigenes Museum, zusammen mit einer Gedenkschau für den Dichter Josef Reichl, eingerichtet.

In vier Räumen werden nacheinander zuerst die Lebensumstände in der damals bitterarmen Gegend, die oft abenteuerliche Art und Weise der Ausreise, das Leben drüben, Persönlichkeiten und das Vereinsleben bis heute in liebevoll anschaulicher Weise vorgestellt.

Über allem steht das Motto, mit dem die Menschen damals das große Wagnis auf sich genommen haben: Ein starker Glaube und zwei fleißige Hände.

Das Auswanderermuseum ist mehr als eine Randnotiz im Kreis der touristischen Ziele. Mit seiner Botschaft gewinnt es gerade in unseren Tagen enorme Aktualität. In einer Zeit, in der ganze Völkerschaften in einem zumindest für sie unermesslich reich erscheinenden Europa mit der gleichen Hoffnung nach einer besseren Zukunft suchen wie vor 100 Jahren Bauernburschen, Tagelöhner und Handwerker aus dem Südburgenland, kehrt es die Sicht darauf in drastischer Weise um und wirbt gleichzeitig um Verständnis für eine Reihe von Problemen, die gerade in diesem uralten Grenzraum noch immer für heftige Diskussionen sorgen.

 

Güssing: Die Bibliothek des Franziskanerklosters

 

Verborgener Schatz des Wissens

Gelebt und geherrscht haben die Herren von Güssing oben auf der mächtigen Burg, die mit ihren Mauern und dem hoch aufragenden Turm noch immer die Stadt dominiert. Begraben sind die Mitglieder der Familie Batthyány tief unten in der Gruft des bescheidenen Franziskanerklosters.

Gegründet wurde das Kloster 1638 von Adam Graf Batthyány. Die Kirche Mariä Heimsuchung ist auch Pfarrkirche und Pater Raphael Rindler, Guardian des Klosters, ist Pfarrer von Güssing. Mit gerade noch zwei Mitbrüdern hält er – so gut es geht und es ihre Zeit zulässt – eine den Ordensregeln entsprechende Klostergemeinschaft aufrecht.

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Was sich auf den ersten Blick höchst wertvoll ausnimmt, ist im Grund nur Altpapier, dessen Erhaltung immens viel Geld kostet. Trotzdem gibt es für einen Büchernarren kaum ein schöneres Gefühl, als vorsichtig in diesen Werken blättern zu dürfen, in einem Unikat aus 1583, dem „Stirpium Nomenclator Pannonicus“, Zeichnungen von Pflanzen des pannonischen Raumes zu studieren, in einer der ersten deutschen Bibeln aus dem 15. Jahrhundert, überdies der schönsten ihrer Zeit, neben den feinen Malereien das Evangelium zu entziffern oder in einem Missale des 13. Jahrhunderts die auf Pergament in Neumen festgehaltene Melodie der Messgesänge summen zu können.

Die herrschaftliche Gruft mit zum Teil prächtigen Sarkophagen, aber auch ungemein bescheidenen Holzsärgen, ist für viele verständlicherweise der Hauptanziehungspunkt bei einer Führung durch das Kloster.

Auch der selige Ladislaus Batthyány-Strattmann (1870-1931) hatte hier geruht. Er war Arzt gewesen und hatte sich in besonderer Weise der Armen angenommen, die er nicht nur unentgeltlich behandelt, sondern ihnen sogar Geld mitgegeben hatte. Viele seiner Patienten verehrten ihn schon zu Lebzeiten wie einen Heiligen. Seliggesprochen wurde er am 23. März 2003 und ist nun in einer Seitenkapelle im hinteren Teil der Kirche bestattet.

Die Besonderheit dieser Büchersammlung ist die beachtliche Anzahl protestantischer Bücher.

Der eigentliche Schatz verbirgt sich aber in einem schmalen Raum, einem ehemaligen Verbindungsgang im ersten Stock. Hinter einer (hoffentlich) gut gesicherten Tür stehen in schmucklosen Regalen an die 3500 Bände mit zirka 4000 Werken, davon 221 Inkunabeln (Frühdrucke zwischen 1452 bis 1500) und 34 Handschriften.

Die Besonderheit dieser Büchersammlung in einem katholischen Kloster ist zweifellos die beachtliche Anzahl protestantischer Bücher. Die Grafen Batthyány waren in der Gegenreformation vom Protestantismus wieder zur katholischen Kirche zurückgekehrt.  Obwohl es verboten war, protestantische Druckwerke zu besitzen, war es ihnen, wohl aufgrund ihrer politischen hohen Stellung, möglich, diese Bücher zu behalten. In der gräflichen Familie spricht man daher bei diesem Konvolut von 357 Bänden nach wie vor von der Batthyányischen Bibliothek.

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